Präsidenten:Was aus den afrikanischen Hoffnungsträgern wurde

Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte wurden in Afrika viele Präsidenten zu Lichtgestalten verklärt. Viele sind heute selbst zu Despoten geworden. Andere führten ihre Länder vorbildlich.

Von Isabel Pfaff

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TANZANIA-IMF-WBANK-GROUP PICTURE

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Auf einem Kontinent, der nicht aus den Negativ-Schlagzeilen herauskommt, werden schnell Helden ausgerufen. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte hat Afrika einige dieser (meist männlichen) Lichtgestalten kommen und gehen gesehen. Was ist aus den Männern geworden?

patrice lumumba 1

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Ein paar haben nicht lang genug gelebt, um ihre Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. Patrice Lumumba etwa, der erste demokratisch gewählte Regierungschef des Kongo. Der glühende Panafrikanist wollte den Kongo vereinen, einen Staat ohne ethnische oder regionale Gräben schaffen. Die Bodenschätze des Landes versprachen eine glänzende Zukunft. Doch der Kongo war geopolitisch zu wichtig, um einfach so in die Unabhängigkeit entlassen zu werden.

Kurz nach Lumumbas Amtsantritt 1960 brach im rohstoffreichen Süden eine Rebellion aus. Die Ex-Kolonialmacht Belgien schlug sich auf die Seite der Aufständischen, vergeblich rief Lumumba die Vereinten Nationen um Hilfe an. Schließlich wandte er sich an die Sowjetunion - in dieser Phase des Kalten Krieges ein schwerer Fehler.

Mit Unterstützung Belgiens und der USA putschten die pro-westlichen Kräfte des Landes Lumumba von der Macht und töteten ihn, nur sieben Monate nach seiner Amtsübernahme. Er wurde posthum zur Ikone, zu einem Symbol afrikanischer Befreiungsbewegungen.

Ähnlich erging es...

Burkina Faso Hotel Attack

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...Thomas Sankara, dem sozialistischen Präsidenten und Reformer von Burkina Faso: Nach vier Jahren an der Macht wurde er 1987 bei einem Putsch getötet. Viele linke Protestbewegungen des Kontinents beziehen sich bis heute auf diesen "afrikanischen Che Guevara", der bei seinem Tod erst 37 Jahre alt war.

Die amtsältesten Machthaber Afrikas

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Nicht wenige der einstigen afrikanischen Helden sind heute Despoten. Yoweri Museveni aus Uganda gehört zu dieser Kategorie. In den Siebzigern stürzte er als Rebellenchef den grausamen Diktator Idi Amin, später auch dessen despotische Nachfolger. 1986 griff er selbst nach der Macht. Museveni stabilisierte Uganda politisch und wirtschaftlich, in den Neunzigern führte er sogar ein Mehrparteiensystem ein - die internationale Gemeinschaft war beeindruckt. Heute, 30 Jahre später, regiert der einstige Freiheitskämpfer immer noch. Inzwischen werden ihm Korruption und Vetternwirtschaft vorgeworfen, außerdem Unterdrückung der Opposition und Wahlbetrug. Im Februar hat sich der 71-Jährige in einer umstrittenen Wahl im Amt bestätigen lassen.

"Das Problem Afrikas und insbesondere Ugandas ist nicht das Volk, sondern die Anführer, die zu lange an der Macht bleiben wollen" - der Satz ist so alt wie Musevenis Präsidentschaft. Der Dauerherrscher hat ihn selbst geschrieben, in einem Buch, das er zu seinem Amtsantritt herausgebracht hat.

Noch andere Staatschefs haben eine solche Wandlung vollzogen...

Zimbabwe's President Mugabe gestures as he arrives to address Zimbabwe's Independence Day celebrations in Harare

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Auch Robert Mugabe (im Bild) aus Simbabwe und Isaias Afewerki aus Eritrea haben als gefeierte Freiheitskämpfer angefangen. Heute zählen sie zu Afrikas schlimmsten Diktatoren.

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Manche der afrikanischen Staatschefs gehen einen dritten Weg: Sie machen ihre Arbeit ordentlich, lassen sich nicht von der Macht verführen - und bleiben am Leben. Ihre Namen sind weniger bekannt als die ihrer autoritären oder ermordeten Kollegen. Da wäre zum Beispiel Tansanias Präsident John Magufuli, im Amt seit November 2015. Er kommt zwar aus derselben Partei wie alle seine Vorgänger, doch er macht vieles anders als sie. Er verkleinerte sein Kabinett um fast die Hälfte, ließ teure Feierlichkeiten ausfallen, jagte faulen Beamten mit Überraschungsbesuchen Angst ein und hat inzwischen Dutzende Spitzenbeamte wegen Misswirtschaft und Korruption gefeuert. Dafür ist seit Anfang 2016 der Schulbesuch bis zum Abitur kostenlos, und der Präsident hat mehrere große Straßenbauprojekte angeschoben - in einem Land mit schlechter Infrastruktur der Schlüssel zur Entwicklung.

Macky Sall

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Auch Macky Sall aus Senegal gehört zu den skandalfreien Staatschefs. 2016 ließ er mit Zustimmung der Bevölkerung die Verfassung ändern, um die Zahl und die Dauer der Amtszeiten von Präsidenten zu begrenzen. Viele seiner Kollegen in Afrika machen es umgekehrt: Sie schaffen Machtbeschränkungen in der Verfassung ab.

France Benin

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Benins ehemaliger Staatschef Thomas Yayi Boni regierte zwei Amtsperioden lang eine der stabilsten Demokratien Afrikas und trat dann verfassungsgemäß ab. Sein Nachfolger im Amt war der Kandidat der Opposition. Der Wahlverlierer aus der Regierungspartei hat das Ergebnis umstandslos akzeptiert. Auch in Nigeria...

Nigerian President Muhammadu Buhari on visit in China

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...machte der unterlegene Amtsinhaber im Frühjahr 2015 überraschend Platz für den Oppositionskandidaten Muhammadu Buhari, der inzwischen in ganz Afrika Beifall für seinen strikten Anti-Korruptionskurs erhält.

Insititute of Directors Convention 2014

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Um die Eliten des Kontinents zu solchem Verhalten zu motivieren, hat sich ein britisch-sudanesischer Milliardär vor ein paar Jahren eine Auszeichnung ausgedacht: den Mo-Ibrahim-Preis. Bekommen können ihn ehemalige afrikanische Staatschefs, die demokratisch gewählt wurden, Überragendes geleistet haben und freiwillig aus ihrem Amt geschieden sind. Der Mo-Ibrahim-Preis ist der höchst dotierte der Welt: Der Preisträger erhält fünf Millionen Dollar verteilt über die ersten zehn Jahre und anschließend 200 000 Dollar jährlich bis an sein Lebensende.

Diese enorme Summe soll, so der Stifter Mo Ibrahim, Ex-Präsidenten dafür entschädigen, dass sie ihre Position geräumt und damit auch auf die Pfründe verzichtet haben, die ihr Amt in den meisten afrikanischen Staaten mit sich bringt.

ZIMBABWE SUMMIT

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Zum ersten Mal wurde der Mo-Ibrahim-Preis 2007 vergeben: an Joaquim Alberto Chissano, von 1986 bis 2005 Präsident von Mosambik. Unter Chissano, einem ehemaligen marxistischen Freiheitskämpfer, endete der mosambikanische Bürgerkrieg. Er liberalisierte die Wirtschaft und führte eine Mehrparteiendemokratie ein. Es gilt als sein Werk, dass das Land im Südosten Afrikas heute zu den Aufsteigern des Kontinents zählt. Als Chissanos zweite Amtszeit 2005 zu Ende ging, gab er die Macht ab. Vor allem das, so urteilte das internationale Auszeichner-Komitee, habe die demokratische Reife Mosambiks gestärkt.

MOGAE

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Nach Chissano ging der Mo-Ibrahim-Preis an Festus Mogae aus Botswana (2008), an...

President of Cape Verde Pedro Pires listens to a question from the media in Lisbon

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...Pedro Pires von Kap Verde (2011) und an...

Namibia-Pohamba

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...Hifikepunye Pohamba aus Namibia (2014).

Eigentlich wollte der Stifter seinen Preis jährlich vergeben. Doch 2009, 2010, 2012 und 2013 fiel die Verleihung aus - mangels geeigneter Kandidaten.

© SZ.de/hsp
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